Wer auch immer diese Fremde wirklich gewesen ist, nun ist es egal.
Nun ist sie eingewickelt in Bandagen, preperiert und vorbereitet für die Katakomben, in denen sie in einigen Wochen untergebracht werden wird. Solange, und sollte Qulzan nicht anders entscheiden, verharrt der Krug in welchem sie sich befindet in der Hütte der Geisterfrau.
Er weiß, das Sterbende in ihren letzten Sekunden ihres Lebens noch sehr deutlich hören und fühlen wer in ihrer Nähe ist. Was gesagt wird.

Das er über solche Sachen nach denkt ist nichts Neues für ihn. Als Heiler hat er nicht nur Leben gerettet.
Nachdenklich sitzt er bis tief in die Nacht vor der Versammlungshütte, seinem derzeitigen Wohnplatz, auf einem der Holzpfähle und streicht sich den Kinnbart.

Vor sich hin summend sitzt die Priesterin in der Hütte vor einem kleinen Steinsockel, auf welchem ein Korb steht.
Hinter ihr steht der Heiler, mit welchem sie sich die Hütte teil. Tshasta, der ehemalige Bruchhauer. Er beobachtet sie, spricht sie aber nicht an, während sie betet.

Die beiden Trolle haben sich provisorisch in der Hütte eingerichtet. Kommt man in den großen Raum hinein, sieht man auf der linken Seite viele Behälter und Gefäße, sowie aufgerollte bandagen und allerlei Krimskrams eines heilers. Ein Schlaffell inmitten all jenem.
Auf der rechten Seite befinden sich ein paar alte Körbe, einige Habseligkeiten der Priesterin und auch ihr Schlaffell.
Leises zischeln ist gelegentlich zu hören, es kommt aus den kleinen Körben. Der heiler weiß, dass er sich die Hütte mit einer Schlangenfrau teilt. Und das diese Frau Schlangen hat.

Als Tamiyah mit ihrem Gebet und der Opfergabe geendet hat, sieht sie über die schulter zu Tshasta.
"Dein Voodoo macht das mit deinen Augen, oder?"
Sie nickt knapp. "Ein verräterisches Zeichen. Manchmal gut dass man es sieht, manchmal nicht. Situationsabhängig."
Er nickt und begibt sich zu seinen Sachen, legt den prall gefüllten Beutel neben das Schlaffell, auf welches er sich nieder lässt und beginnt die gesammelten Kräuter und Pilze zu sortieren.
Sie sieht ihm dabei zu. "Du sammelst vielerlei Kräuter, dafür dass du nicht so sehr mit ihnen arbeitest."
"Ich arbeite mit ihnen. Es kommt auf die Art der Verletzung an, ob ich sie nutze oder nicht."
Verstehend nickt Tamiyah.

Den rest des Tages vernimmt man immer wieder Gesprächsfetzen der Beiden, wenn man an der Hütte vorbei geht. Dabei geht es meist um die Riten und Opfergaben, oder Arten der Heilung.

Die letzten Tage zehrten an den Nerven der Troll.
Wankelnde Launen, offene Streitereien, Widersprüchliches Verhalten und neugierige Priesterinnen, die sich in Dinge einmischten, die sie selbst lieber für sich behalten würde.

Sie atmete tief durch. Sie fühlte weiches Gras und Moos unter den Füssen, hörte as leise rascheln von Blättern und Knacken von Zweigchen, während sie sich durch die Schatten der Wälder bewegte.
Hier und da klaubte sie eine Beere von einem Busch, oder sammelte ein paar Nüsse ein. Ihre essbaren Mitbringsel waren abends zuvor am Lagerfeuer eine willkommene Abwechslung gewesen, es war nur schlussendlich nicht genügend für alle da.
Sie lächelte, schob sich eine Beere in den Mund und nickte zufrieden.

Den meisten Rest des Tages verbrachte sie mit Training, wobei sie ihren Frust an einem unschuldigen Baum ausliess, den sie mit den blanken Fäusten malträtierte. Dankenswerterweise beschwerte er sich nicht.
So frustriert sie derzeit war - so gut in Form war sie schon lange nicht mehr gewesen.

Sie machte sich auf den Weg zurück zu ihrer Hütte, sah sich um und schnappte sich zwei Felle von ihrem Schlaflager, mit denen sie kurz danach wieder in die Wälder verschwand.
Mit leeren Händen kehrte sie ins Dorf zurück, hoffend, dass das Vorhaben des Kriegsherren abends ohne Zwischenfälle verlief - Die Anzeichen dafür waren gut, es waren nicht all zu viele Patrouillen der Langbrauen unterwegs..

Es war bereits später Abend, vielleicht schon nach Mitternacht, als einige Trolle der Aman´zasi mit Decken, Tüchern und Wasserschläuchen das Dorf gen Norden verließen.

Die fünf Trolle bewegten sich fast lautlos durch das Gestrüpp und die Büsche des Waldes auf dem Weg zu ihrem Ziel: Die Berge neben dem Elfenlager.
Auf dem Weg dorthin entdeckte sie ein Späher der Elfen, welcher aber keine Gelegenheit bekam die Entdeckung seinen Leuten mit zu teilen. Eine Wurfaxt streckte ihn nieder.

Die Sicht war trotz Dunkelheit gut. Es lag kein Nebel zwischen den Bäumen, sodass sie die Zelte und Gebäude gut beobachten konnten.
Sie sammelten Holz beisammen welches sie entzünden konnten, tränkten Tücher mit Wasser und legten sie um Mund und Nase.
„Atmet den Rauch nicht ein.“, sprach der Kriegsherr.
Mewani und Lith´lah begannen den Rauch mit der Decke den Hang hinunter zu wedeln, kaum das Qulzan eine ominöse Kräutermischung in die gierigen Flammen geworfen hatte.
Die Priesterinnen behielten die Zelte und Bauten im Auge. Es regte sich kaum etwas dort, die meisten Blutelfen schliefen, und niemand von ihnen bemerkte wie der Rauch über ihr Lager strömte. Noch nicht.

Der Wind drehte sich und blies den Rauch gen Lith´lah, welche ihn einatmete und kurz darauf hysterisch zurück schwankte und zu schreien begann. Qulzan versuchte sie mit einem brutalen Hieb gegen den Kopf bewusstlos zu schlagen, doch verfehlte sein Vorhaben die Wirkung.
Auch er und die Pirscherin atmeten den giftigen Qualm des Feuers an, als sie versuchten der jungen Berserkerin bei zu stehen. Tamiyah, welche bis dahin die Zelte und Lager im Auge behalten hatte, erstickte das Feuer mit Wasser und Dreck um eine weitere Eskalation zu verhindern.
Eine ihr Unbekannte erschien aus den Bergen, begleitete sie später zurück zum Dorf.
Die grausame, gedanken-verändernde Wirkung des giftigen Rauches verflog rasch wieder sodass sie sich von dem Ort entfernen konnten.

Sie vergaßen, die Leiche des Elfenspähers zu beseitigen.

Nach einer längeren Ruhephase und Besprechung am Feuer im Dorf kehrten die Amani zum Ort ihres Vorhabens zurück und entdeckten, dass die Trupps der Elfen den Rückzug an traten, sich gen Norden zurück zogen, in Richtung Zeb´watha. Die Wirkung des Krautes schien genügt zu haben.

Die Bewohner des Dorfes auf welches die Elfen zu marschierten wussten nichts von der Gefahr die aus dem Süden kam.
Der Kriegsherr beschloss kurzerhand sie zu warnen, ritt mit seinen Aman´zasi und der Schlangenpriesterin im großen Bogen um die Elfen herum über das Grenzland. Die Tiere schnauften erschöpft, als sie ihr Ziel erreichten und die Trolle warnen konnten. Sofort wurden Maßnahmen ergriffen, man bereitete sich vor.

In der Nacht vor dem Kampf schlichen immer wieder Späher dicht an das Dorf heran. Aber auch die Pirscherin der Aman´zasi behielt die Umgebung im Auge.
An viel Schlaf dachte niemand.

Nachdem die Opfer für Ula-tek ihr schnelles Ableben haben, sieht man die Priesterin der Schlange jeden Morgen kaum das es hell wird und der Nebel noch zwischen den tannen wabert, leicht bekleidet zum Schlangenschrein hinunter gehen.
Einige Stunden später kehrt sie mit einigen Knochen auf den Armen wieder zu ihrer Hütte zurück, wo sie tagsüber bleibt.
Neugierige Augen können sehen, dass sie die Knochen in der Hütte auf hängt. Sie baumeln von der Hüttendecke herab.

Der Heiler, welcher mit ihr die Hütte bewohnt, scheint zurück gekehrt zu sein. Er liegt schlafend auf seinem Lager, während Tamiyah die Knochen an Schnüren befestigt und auf hängt.

Der Hexendoktor verkroch sich für die nächsten drei Tage und Nächte in seiner Hütte, da die anfallende Arbeit nach seiner ganzen Aufmerksamkeit verlangte. Zumindest redete er es sich ein. Es war nicht etwa so, dass er es vorzog, seine Zeit im Stillen zu fristen. Nur gab es gegenwärtig wohl niemanden, der seine Gesellschaft zu schätzen wissen würde. Nunja, vielleicht bis auf [...].
"Sollen sie doch. Mir sowas von egal", schimpfte er vor sich hin. "Wozu bleibe ich dann noch hier...?". So oft er sein Hirn zu diesem Problem auch bemühte, so sehr er sich eine Alternative herbeisehnte, ließ der erleuchtende Einfall auf sich warten. Noch...

Mit sich zufrieden, gar etwas Stolz, hielt sich der Troll das gläserne Fläschchen vor das Gesicht und begutachtete die darin enthaltene, rötlich-violette Flüssigkeit. So war ihm wohl auch dieses gewagte Experiment gelungen. Völlige Gewissheit über die zu erwartende Wirkung dieses besonderen, belebenden und aufputschenden Gebräus, brächte zwar erst der Versuch am atmenden Objekt. Aber wann überhaupt hatte er sich diesbezüglich jemals geirrt?

Die Fertigstellung der zweiten hölzernen Götze verwirklichte Yia'jizu ebenfalls. Nun galt es also, beide mit reichlich dunklem Voodoo zu nähren. Beginnend damit, ein mühsames und kräftezehrendes Ritual zu vollziehen, mit welchem beide Figuren künftig empfänglich für allerlei herumschwirrende Energien wären. Mit der Absicht, jene wie ein Schwamm aufzusaugen und so die erforderliche Selbstversorgung aufrecht zu erhalten.
Zu einem entsprechenden Zeitpunkt würde der Hexendoktor erneut die Geister anrufen und sie um ihre Gunst ersuchen, mit dem Bestreben, einen der kunstvoll zurechtgeschnitzten Holzklötze mit einem heimtückischen Fluch zu belegen.
Mit dieser Idee bezweckte er, dass irrwitzige Vorhaben mit dem halluzinogenen Rauch zu ersetzen.
Jedoch neigte er dazu zu glauben, sollte er jenen Vorschlag unterbreiten, lediglich auf taube Ohren stoßen und Ablehnung erfahren würde.

Die rothaarige Troll erwachte, als die Herbstsonne erste Anstalten machte sich ans Firmament zu schieben. Seufzend drehte sie sich zu dem Körper um, der sich neben ihr auf dem Fell befand und ihr die - gefühlt viel zu kurze - Nacht über Wärme gespendet hatte. So sehr sie ihm die Ruhe gönnte, sie würde ihn nicht allein hier draussen liegen lassen, und weckte ihn, in dem sie sacht mit den Fingern über sein Ohr strich und sich noch einmal an ihn drückte.
Es half nichts, sie musste aufstehen und ihren Pflichten als Pirscherin des kleinen Stammes nach kommen.

Sie bewegte sich durch die Schatten der Wälder, sammelte Pilze, Nüsse und essbare Pflanzen, dabei immer die Ohren gespitzt und die Augen offen. Die Mühe irgendwelche Viecher zu erlegen machte sie sich heute nicht. Mit verzogenem Gesicht erinnerte sie sich, das der Kriegsherr ja beschlossen hatte, die Geisterfrau könne jagen und spähen. Sonderliche Begeisterung hatte er bei ihr nicht damit hervorgelockt. Grummelnd stapfte sie durchs Unterholz und fluchte kurz auf, als sich etwas Spitzes durch die feste Haut ihres linken Fußes bohrte. Sie suchte den Waldboden ab, und fand eine alte Pfeilspitze. Elfisch sah sie nicht aus.. Vielleicht hatte sie ein anderer Troll bei der Jagd unachtsam verloren?
Mit einem Schulterzucken tat sie es ab, warf das lästige Ding in ein Gebüsch in der Nähe und setzte ihren Weg fort, der sie auf ihre übliche Route steuerte.

Später im Dorf angekommen sah sie nach, ob noch genug Holz geschlagen war für die wärmenden Feuer am Abend. Sicherheitshalber machte sie sich an die Arbeit und legte noch ein wenig nach. Irgendwer sollte vielleicht noch Bäume fällen, bevor der Winter einbrach...
Die gesammelten Pilze legte sie zum trocknen in ihrer Hütte auf einem sauberen Tuch aus, aus einigen frischen würde sie vielleicht abends etwas kochen.

Den Rest des Tages verbrachte sie mit Trainieren - Laufen, Schwimmen, sie "lieh" sich sogar eine der Wachen aus dem Dorf, die gerade nichts zu tun hatte für ein paar Kampfübungen. Sie war vielleicht kein Berserker wie Qul'zan oder Lith'lah, aber sie bemühte sich kampffrisch zu bleiben. Sie hatte mehr zu schützen und zu verteidigen, als sich selbst. Sie beendete das Training erst, als die Kampfhitze in ihr unerträglich wurde, und zog sich noch ein wenig zurück.

Da ihr alle so schriebfaul seid, muss ich nu leider zweimal hintereinander posten ;P

Früh morgens - das der Tag anbrach war gerade so auszumachen zwischen den morgendlichen Nebelschwaden die sich in der Luft hielten - stahl sich die Amani aus der Hütte des Hexendoctors, noch an den Verschlüssen des Schulterschutzes herumnestelnd damit alles blieb wo es hingehörte.

Der erste Weg führte sie durch das Geäst hinunter zum See, um nach dem Rechten zu sehen - vor allem nach eventuellen neuerlichen Spuren der Orcs, die mittlerweile wohl schon Jagd auf Trolle machten. Allerdings war die frühe Spurensuche erst einmal erfolglos, ob es so blieb würde der Rest des Tages zeigen - die Anzahl an Wachrundgängen durch die Wälder rund ums Dorf und beinahe bis an die Grenzen der elfischen Wälder hatte die Pirscherin ohnehin stark erhöht. In dem Waldstück unterhalb Zeb Nowas machte sie eine Entdeckung, die ihr gar nicht schmecken wollte, und die sie dringend dem Kriegsherrn zutragen musste...

Nach einiger Zeit brachte der Rückweg sie wieder zum Dorf um Rauchständer, Holz und Kräuter vorzubereiten, damit sie aus den Luchsen, welche Zhuogh gejagt und ihr gebracht hatte, haltbare Nahrung für die Vorräte des Dorfes machen konnte. Hierfür wurde ihr zumindest Hilfe angeboten, wofür sie recht dankbar war.
Es reichte ihr, dass sie derzeit schon den Wald so gut wie allein im Auge halten musste. Sie zerstückelte das Fleisch, und gab es dann weiter, um es an der Aufhängung der Rauchständerchen anzubringen. Als alles hing war einige Zeit vergangen und sie zündete nach und nach die kleinen Spanfeuer unter dem Fleisch an, so dass bald ihre eigene, sowie vermutlich auch die umliegenden Hütten nach Rauch, Kräutern und Fleisch rochen.
Und damit gab es noch etwas,auf das sie ein Auge werfen musste. Sie schmunzelte bei dem Gedanken.
Einen Teil des Fleisches beliess sie roh und stapelte es in einer grossen Holzschale. Sie verabschiedete sich gebührend von ihrem Helfer und ging noch einmal in den Wald, um feste Stöcke und weiterhin den Waldboden abzusuchen...

Hier war sie nun also, inmitten von Mord, Todschlag und Erbrochenem. Ein merkwürdiger Zufluchtsort für einen 'Umzug', wie sie es so schön beschrieben hatte. Der Kampf war ungewollt, nun zumindest ihrerseits. Zwar war sie noch nie jemand, der sich gern auf seinen Verletzungen ausruhte, doch wäre es ihr wohl nie in den Sinn gekommen, einen Tag nachdem sie nur knapp dem sicheren Tod, herbeigeführt durch eine verdammte Bleikugel, entkommen war, sich sogleich wieder ins nächste Chaos zu stürzen.

Nachdem die schwerverletzte Priesterin vor ihr am Boden versorgt war, entfernte sich Cheticah dann ein wenig von dem Weibchen. Langsam, mühsam drückte sie sich hoch, schlurfte hinüber auf die andere Seite der Hütte, um sich dort an der Wand herabsinken zu lassen. Mit einem gleichermaßen von Erleichterung und Erschöpfung getränktem Stöhnen, neigte sie ihren Kopf in den Nacken und richtete ihren Blick träge hinauf zur Decke der Hütte. Mit flacher, kaum wahrnehmbarer Atmung wirkte sie nun selbst beinahe leichenartig. Trocken klebten das Blut der Priesterin und auch ihr eigenes überall an ihr, an ihrer Wange, dem Leder, den Verbänden, an Hals, Schulter und nicht zuletzt an ihren Pranken, welche nun locker rechts und links neben ihr mit dem Handrücken auf dem Boden lagen. Ein Bein behielt sie angewinkelt, das andere lang gestreckt, und so verharrte sie eine ganze Weile lang, stets schwankend zwischen Halbschlaf und Wachsein.

Hier war sie nun also, immernoch auf der Flucht, untergekommen bei einer Gruppe von Trollen, von deren Existenz sie in all den Jahren der Gefangenschaft nicht einmal erfahren hatte. Ob Glück, Zufall oder Schicksal sie hergeführt hatten? Wer wusste das schon. Mit stockend langsamer Bewegung, ähnlich der eines steinalten Trolls, neigte sie den Kopf wieder vor, um an sich hinabzublicken zu den nun wieder freigelegten Narben auf ihren Flanken. Zu dumm, dass sie ihre eigenen Verbände im Eifer von sich gerissen hatte, um Tamiyahs Blutungen zu stillen, waren es doch ihre letzten gewesen. Ohne neue würde sie die seltsamen Muster, die vor langer Zeit rituell in ihre Haut geschnitten wurde nicht verbergen können. Nicht vor den anderen, und vor allem nicht vor sich selbst.
Mit gar seelenlosem Blick blieben ihre dunklen Augen starr am vernarbtem Gewebe hängen, an den Linien und Mustern, wie sie sich über beide Seiten ihrer Flanken entlang hinabzogen bis zu den Oberschenkeln und ebenso von den Schultern aus die Arme entlang. Man hätte sie sicherlich auf ihre Art als interessant, oder gar hübsch bezeichnen können, waren sie doch scheinbar so aufwendig gezogen worden, könne sie doch nur ihren wahren Grund dahinter vergessen.
Die anderen waren keineswegs blind. Manchen waren sie bereits aufgefallen, ebenso wie die auffällig fehlenden Enden ihrer Ohren. Nur das Brandmal an ihrem Hals schien noch niemand bemerkt zu haben. Ob noch mehr sie bemerken würden? Ob sie einfach nur starren und rätseln, oder doch geradeheraus fragen würden was es damit auf sich hatte. Und wenn, was sollte sie dann antworten? Anspannung schlich sich in ihren Körper, als sie sich dann langsam, mühsam von der Wand wegdrängte um hinüber zum Wasserkessel zu gehen. Ein weiteres Stück Verband riss sie ab, jetzt wo es eh nicht mehr auffallen würde, und tauchte es dann ein paar Sekunden länger als eigentlich nötig ins Wasser, um sich anschließend damit das getrocknete Blut von den Fingern und auch vom Rest ihres Körpers zu waschen. Die tiefe Wunde in ihrer Schulter schmerzte zwar ununterbrochen, doch hatte sie bereits aufgehört weiter zu bluten, und auch die Bauchwunde war nicht wieder aufgegangen, immerhin ein kleiner Trost für den Moment. Sich säubernd ging sie wieder zurück zur Wand und ließt sich erneut an ihr herabsinken.
Was, wenn man sie finden würde? Würde man sie ausliefern? Oder würde man sie sogar verteidigen, hätte sie sich bis dahin genügend integriert. Fragen über Fragen schwirrten ihr in dieser schlaflosen Nacht durch den Kopf, ohne sobald eine Antwort zu erhalten.

Am zweiten Tag nach dem Kampf mit dem neuen Jin und den Trollen von Zeb'Nowa erwacht die Priesterin aus ihrer Bewusstlosigkeit. Es ist früher morgen, die Sonne ist noch nicht aufgegangen.
Ihr trüber Blick klebt eine Weile an der Hüttendecke, ehe sie sich langsam aufrichtet und hinsetzt. Dabei hält sie die Luft an und keucht leise aus, als der Schmerz durch ihren Brustkorb fährt. Das Fell, welches sie bedeckt hält, fällt hinab und entblößt die unschöne, handlange rosa Narbe zwischen ihren Brüsten. Es sieht so aus, als hätte die Wunde jemand genäht, doch wieder geöffnet und die Fäden entfernt.
Es dauert einige Sekunden, bis sie sich daran erinnert, dass einer der Axtwerfer ihr den Grund für diesen neuen Schönheitsmakel entgegen geschleudert hatte. Das Geräusch des dumpfen Aufschlags, das knirschen von Metall auf Knochen, spritzendes Blut... sie hatte die Axt nicht einmal kommen sehen, so sehr war ihr Voodooblick auf die Statue der Schlange gerichtet gewesen. Die glühenden Augen. Die alten Trolle davor, welche sie mit schwarzem Voodoo angegriffen und ihre Fetische geschwungen haben.

Ula-tek hat sie angestarrt, direkt in ihre Seele geblickt und sie fast zerrissen. Fast so, wie es die Axt dann getan hat. Ein wütender Blick.

Ihre Muskeln beginnen zu zittern und zu zucken, als die Wut durch ihren Körper jagt. Ein Schmerzlaut kriecht aus ihrer Kehle. Keine rasenden zwei Herzschläge später spürt sie eine warme Klaue im Nacken und eine auf dem brennenden Brustbein.
„Rühr mich nicht an!!“, will sie brüllen, doch aus ihrem Mund kommt nur ein weiteres schmerzliches Zischen und keuchen.
Sie spürt ihr Herz wild unter ihrem Kiefer schlagen, in ihrem Hals, dann im Kopf und in der frischen Narbe. Dunkelheit schleicht sich am Rande ihres Blickfeldes herein, kriecht fast bis zur Mitte hervor, will sie verschlingen wie ein gefräßiges Monster.
Doch dann Wärme... wundervolle Wärme und die Dunkelheit schwindet wieder, je mehr sich ihr vor Panik rasendes Herz beruhigt, die Pein aus ihrem Leib gesogen wird.
Der Druck in ihrer Brust lässt nach und die Muskeln beruhigen sich. Der Heiler hockt neben ihr und murmelt etwas von der Spinne in den Wäldern. Netze, die sich um die Schlange legen. Sie ist die Schlange. Nein, nicht heute. Heute ist sie die Beute. Sie geht dem Räuber in die Falle... mit großen Schritten und offenen Armen. ...wie lange schon?

Der Spannung beraubt sinkt ihr Körper nach hinten, zurück in die Felle und sie sieht wieder an die Hüttendecke. Die warmen Klauen sind fort, doch der Heiler sitzt weiter neben ihr. Während sie die Gedanken ordnet, wird der von Wolken bedeckte Himmel draußen Lila, rosa, und schließlich grau.

„Wie lange war ich bewusstlos?“, das sprechen fällt ihr schwer. Die Worte kommen nur als ein flüstern aus ihrem Mund.
„Zwei Tage.“, antwortet der Heiler ruhig, in gedämpfter Lautstärke.
„Erzähl mir alles.“

Tshasta erzählt ihr was er weiß. Es ist nicht viel, doch das reicht der Priesterin vorerst.

Nach dem provorzierendem Gespräch am Feuer geht die Priesterin zurück in die Hütte, welche sie bewohnt. Wut kocht in ihren Adern, lässt den bösartigen Voodoo aus ihrem Mund tropfen und das Blut in ihren Ohren rauschen.
Das wird ihm so passen.
Garnichts wird sie ihm überlassen.
Nur das Gift.
Tshasta sieht in das vor Wut verzerrte Gesicht Tamiyahs und zieht sich sofort in die am weitest entgernte Ecke der Hütte zurück, um sie von dort aus zu beobachten.
Der Zauber ist schnell gesprochen. Sie hebt die Arme an, als würde sie ein gewaltiges Gewicht hinauf hieven. Dabei grollt ein Ton aus ihrer Kehle....
"Beißt ihn... vergiftet... ! Mutter Schlange, schenk mir für diese Nacht deinen Segen, sodass er deinen und meinen Zorn spürt! Niemals soll er mein Fleisch in den Klauen halten. Dieser Welpe ist MEIN!", zischt sie, während das Innere der Hütte mit dem Gestank ihres Voodoos gefüllt wird und ihre Augen bedrohlich zu glimmen beginnen.
Der Heiler hört ein rascheln. Dann das klackern einer Klapperschlange. Es klingt fern, wird lauter und erfüllt schließlich die Ohren, unnatürlich...
Der Zauber wird sichtbar. Manifestiert sich an den Knochen unter der hüttendecke. Schlangen fallen zu Boden, und just in diesem Moment hechtet der Heiler zur Türe hinaus.
Die Gestalt der Priesterin wird von gelblich schimmerndem Nebel umschlungen, während sie ihren Fluch mit den Fingern spinnt. Sie wiederholt ihre Worte, bis die beschworenen Schlangen aus der Hütte an Tshasta vorbei in das Dorf ausströmen. Zielsicher bewegen sie sich lautlos im hohen Gras auf etwas zu.
Der heiler sieht ihnen nach, bis er sie nichtmehr erfassen kann. Als er zurück in die Hütte tritt kramt Tamiyah bereits schwer atmend ihre Sachen zusammen.
"Ich werde nicht zurück kehren. Dies war das letzte Mal, dass er mich wie ein normales Weib behandelt. Mir gebieten will.", raunt sie und starrt dabei wütend auf die Dinge welche sie einpackt.
Kurz noch spricht sie mit dem Heiler, dann ist sie auch schon fort.
Tshasta blickt sich um und beginnt dann ebenfalls sein Hab und gut zusammen zu räumen, um ihr kurz darauf zu folgen.